WOHNUNGSBAU KOMMT NICHT VORAN: GENEHMIGUNGSVERFAHREN STOCKEN

In Deutschland herrscht nach einer Recherche des Handelsblatts ein großer Rückstand bei der Genehmigung von Bauprojekten – dies könnte dazu führen, dass dieses Jahr eigentlich dringend notwendige Folgeaufträge ausbleiben. Immobilien- und Wohnungsunternehmen beklagen den langen Prozess bei Planung und Genehmigungsprozessen.

In Deutschland herrscht nach einer Recherche des Handelsblatts ein großer Rückstand bei der Genehmigung von Bauprojekten – dies könnte dazu führen, dass dieses Jahr eigentlich dringend notwendige Folgeaufträge ausbleiben. Immobilien- und Wohnungsunternehmen beklagen den langen Prozess bei Planung und Genehmigungsprozessen. Gerät die Baubranche als Konjunkturmotor in Rückstand und wie ernst ist die Lage tatsächlich?

DEUTSCHE BAUWIRTSCHAFT SEIT JAHREN IM BOOM

Seit vielen Jahren erlebt die deutsche Bauwirtschaft einen Aufschwung. Selbst die Coronakrise hat sie nicht wirklich arg in Bedrängnis bringen können – ganz anders als andere Branchen. Doch mittlerweile gibt es Alarm von Seiten der Immobilien- und Wohnungsunternehmen, denn der Genehmigungsrückstand für neue Bauprojekte könnte in den kommenden Monaten dazu führen, dass benötigte Anschlussaufträge nicht realisiert werden. Zwar geht die Arbeit bei bestehenden Projekten gut voran – doch alles, was noch genehmigt werden muss, erlebt derzeit einen Rückstau. Die Auswirkungen werden bald erfolgen. Derzeit sind die Unternehmen zwar noch mit Projekten beschäftigt, für die bereits Genehmigungen vorliegen, doch werden diese beide abgearbeitet sein. Nach Ansicht von Fachleuten liegt die lange Zeitspanne bis zur Erteilung einer Genehmigung auch daran, dass die digitale Ausstattung der Verwaltungen Jahre lang verzögert worden sind. Die Genehmigungsverfahren sind daher nicht in der erforderlichen Geschwindigkeit bearbeitbar. Man geht in der Branche davon aus, dass durch diesen Stau viele Investitionen verzögert werden könnten – mit negativen Konsequenzen für eine Branche, deren Auftragsbücher eigentlich gut gefüllt sind. Entsprechende Warnungen kommen auch von Kreditgebern, die einen Auftragsstau nach Abarbeitung der laufenden Projekte befürchten.

DIGITALISIERUNG MUSS RASCH VOLLZOGEN WERDEN

Die Verwaltungen müssen flexibler und effektiver in den Bearbeitungsprozessen agieren können. Es muss z. B. endlich auch möglich werden, Genehmigungsverfahren beispielsweise im Home-Office weiter bearbeiten zu können. Die Erreichbarkeit vieler staatlicher Stellen ist nach wie vor schlecht und Termine in den Ämtern finden sich oft nur schwierig und dann oft nur langfristig. Die Bearbeitungszeit in den Verwaltungen sollte nicht weiter zunehmen, sondern durch den Einsatz von digitalen Instrumenten schnellstmöglich und effektiv reduziert werden. Das Bestreben der politischen Instanzen sollte nun kurzfristig und zielgerichtet in diese Richtung laufen, damit größere negative Einflüsse auf die Bauwirtschaft und damit die Konjunktur in Deutschland vermieden werden können.

DER STAAT KANN ALS BAUHERR FUNGIEREN

Nach Ansicht des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB) ist die Lage nicht sehr dramatisch. Nach Aussage des ZDB-Präsidenten Reinhard Quast gibt es einen hohen Genehmigungsüberhang von ca. 740.000 Wohnungen zu Beginn des Jahres 2020 plus die 240.000 Genehmigungen aus dem laufenden Jahr. Die Finanzierungsbedingungen seien weiter günstig und deshalb käme es auch im kommenden Jahr zu mindestens 300.000 neuen Wohnungen. In der laufenden Legislaturperiode wären das somit bundesweit ca. 1,2 Millionen neu geschaffene Wohnungen – dies sei allerdings etwas unter dem angekündigten Niveau von 1,5 Millionen Einheiten. Problematisch für Herrn Quast ist aber insbesondere der wegen Corona zu befürchtende Rückgang von Neubauvorhaben für Hotels, Büros und Handelsimmobilien. Aufgrund dieser Entwicklung sein mit einem Jahresumsatz-Minus für 2021 zu rechnen. Für 2020 erwarte man hingegen noch ein plus von ca. 2 % auf ein Umsatzvolumen von ca. 138 Milliarden Euro. Ein Vorschlag wäre, dass die öffentliche Hand jetzt als Bauherr auftreten solle, um die Anschlussaufträge im Jahr 2021 sicherzustellen – das Geld dafür wäre da.

 

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